Geschichtliches der Feuerwehr Kochel am See
Geschichte des Feuers
So alt wie die Geschichte des Feuers ist, so alt ist die Geschichte der Brandbekämpfung. Schon immer hat das Feuer den Menschen nicht nur Nutzen
gebracht, sondern war auch Ursache vieler Katastrophen und wurde deshalb seit jeher entsprechend bekämpft.
Es zeigte sich jedoch, daß sich die Bekämpfung des Feuers durch Einzelne oder Gruppen nicht wirksam durchführen lies, weil es an nötigen Gerätschaften und Wissen über die Brandbekämpfung fehlte.
Vor diesem Hintergrund hat sich Ende des 19. Jahrhunderts die organisierte, vorbeugende und abwehrende Brandbekämpfung entwickelt.
Die Erfahrung zeigte jedoch, daß sich die Pflicht zur Hilfeleistung nicht bewährte und im Hinblick auf den ständig wachsenden Ort nur eine gut ausgebildete Feuerwehr, wie sie bereits in anderen
Gemeinden gegründet war, ins Leben zu rufen sei.
Auch in Kochel a. See haben sich im Jahre 1894 einige Männer zuammengetan und die Freiwillige Feuerwehr Kochel a. See gegründet.
Wir haben versucht mit dieser Dokumentation über die Freiwillige Feuerwehr Kochel a. See einen Auszug aus der Geschichte und dem vielfältigen Einsatzspektrum der
Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Kochel a. See
Immer schon hat ein Feueralarm das ganze Dorf erschreckt. Den ersten amtlichen Hinweis für eine Brandbekämpfung finden wir in einem
kurfürstlichen Dekret, das anordnete, daß in jedem Haus ein Wasserkübel zur Brandbekämpfung bereitzustellen sei.
In einem Brandfall aber hatte das ganze Dorf mitzuhelfen, Weiblein und Männlein. In oft langer Reihe wurde damals das Wasser vom Dorfbach in Kübeln von Hand zu Hand bis zum Brandplatz gebracht.
Da schütteten beherzte Männer, die auf Leitern standen, das wertvolle Naß nicht ins Brandobjekt, sondern auf die bereits dampfenden Schindeldächer und an die Balkenwände der nebenstehenden
Gebäude, um diese zu retten.
Da war es auch der Nachtwächter, der beim Gang durch das Dorf auf jeglichen Brandgeruch oder Feuerschein achtete. Auch die Zeit gab er dabei bekannt. Der Kochler Nachtwächter ist mit seinen
Versl'n und Gesangeln in die Literatur eingegangen und zwar wurde in alten Schulbüchern über ihn berichtet: "Hört ihr Leute laßt euch sagen, die Uhr hat grade neune g'schlagen....löscht das Feuer
und auch das Licht.... Wenn aber der "Sunnawind" (Föhn) wehte, dann war das Anmachen oder Unterhalten von Feuer strengstens verboten. Das war auch dringend notwendig, denn Rauch und Wärme zogen
vom offenen Herd durch die "Kutte", einem Kamin aus Brettern die mit Lehm beworfen waren, hinauf zur "Duin" (Speicher), wo sie sich abkühlten und dann durch den Giebel ins Freie entwichen. Daß
dann bei einem plötzlichen Sunnawindeinfall alles mit Wasserkübeln rannte, um bereits entstandene Glutnester in der Duin abzulöschen, ist begreiflich.
Aber immer wieder hat es im Dorf gebrannt, einmal fielen sogar vier Höfe dem Feuer zum Opfer. Bereits 1761 hatte es im Unterdorf eine große Brandkatastrophe gegeben. Die Höfe Hoderer, Daser,
Döller Lenz und Döller Sepp, sowie der vom Loachmo waren ein Raub der Flammen geworden.
Jahrhunderte wurde also das Feuer mit Löscheimern bekämpft. 1870 wurde zwecks Brandverhütung vom Bezirksamt verfügt, daß bei einem Bauplan das Dach nicht mehr mit Holzschindeln, sondern mit
Ziegeln einzudecken sei.. Lange zuvor aber hatte schon ein findiger Kopf eine Saug- und Druckpumpe, natürlich damals mit Handbedienung erfunden, die mit Schläuchen das Wasser an die Brandstelle
brachte und eine viel größere Leistung hatte, wie die bisherige Art mit Brandeimern. Schon Anfang des vorigen Jahrhunderts beschafften sich zunächst die Städte solche Geräte und ab der
Jahrhundertmitte folgten dann die Marktflecken und schließlich die Dörfer.
Feuerwehrübung von früher
Wie aber eine Feuerwehrübung Anfang der zwanziger Jahre ablief, haben unsere Alten noch miterleben können.
An verschiedenen Stellen des Dorfes waren große schwarze Tafeln angebracht mit der Aufschrift: "Frw. Feuerwehr Kochel". Auf diese schrieb man dann mit Kreide, wann die nächste Übung war. Wir
Buben merkten uns den Tag und alle warteten darauf, denn da gab es immer etwas zu schauen. Die Übung war immer an einem Sonntag auf halb 11 Uhr angesetzt. Die Feuerwehrmänner hatten also Zeit,
sich nach der Kirche umzuziehen.
Der Christl Toni war Hornist; um halb 11 Uhr lief er auf die Straße und blies in seine Trompete. Daraufhin flogen die Türen der Häuser auf und die uniformierten Feuerwehrmänner liefen zu Fuß oder
sie fuhren mit dem Fahrrad zum Feuerwehrhaus. Dort wartete bereits der stellv. Kommandant, der Suttner Michel. Er ließ die Männer antreten und achtete darauf, daß alle sauber ausgerichtet waren.
Das war sehr wichtig. Daran wurden Haltung, Ausbildung und Zuverlässigkeit der Feuerwehr gemessen.
Nun kam der Kommandant Johann Biller mit dem Radl. Auch er war selbstverständlich in der Uniform und auf dem Haupte hatte er seinen goldglänzenden Kommandantenhelm. Mit vielen Kommandos wurde nun
abgezählt, dann wurden die Namen aufgerufen. Hierauf folgte die Visitation der Uniform, der Helme und der Ausrüstung. Die Knöpfe der Uniformen und die Messingbänder auf den Helmen hatten blank zu
blitzen. Wir Buben saßen auf dem Zaun vor dem Hausriebold und warteten gespannt auf die Kontrolle des letzten Mannes im hinteren Glied, er hieß Kerscher. Und da gab es immer noch ein
Donnerwetter. Bei dem waren halt die Knöpfe nicht geputzt und das Messingband hatte auch Grünspan angesetzt, die Taschen waren zerrissen und der Betroffene hatte für die Beanstandung immer nur
ein hämisches Grinsen. Kommandant Biller tobte vor versammelter Front und maßregelte den Sünder.
Dann aber wurde es ernst. Gruppen wurden eingeteilt, die Spritze aus dem Feuerwehrhäuschen geholt und an den Dorfbach gestellt. Nun folgte Kommando auf Kommando. Sechs Mann betätigten die
Spritze. Sie hatte bereits angesaugt und mit jedem Pumperer schoß nun am Strahlrohr ein Spritzer Wasser heraus. Man war vorerst zufrieden. Doch Kochel hatte auch schon eine Leiter und die stand
bereits einsatzbereit da. Auf ein exaktes Kommando stieg einer der Männer mit Schlauch und Mundstück hoch. Die Schläuche wurden nun umgekuppelt und jetzt war der Höhepunkt der Übung gekommen,
jetzt mußte sich zeigen, ob die Wehr in Ordnung war. Und sie war in Ordnung, denn mit jedem Pumperer kam oben ein Schuß Wasser aus dem Mundstück, zwar nicht so viel wie vorher, aber immerhin eine
ansehnliche Menge. Die Übung war damit beendet.
Wieder antreten, ein Lob vom Kommandanten, eine ellenlange Ansprache, die Brust gewölbt vor Stolz der Kopf mit dem blitzenden Helm wurde beachtlich hochgenommen. Man konnte auf die gezeigte
Leistung wieder stolz sein. Es war bereits 12 Uhr. Mancher gönnte sich noch eine Halbe Bier und einige sogar eine Brotzeit, doch die meisten gingen heim zum Essen.
Tage später sprach man noch darüber, wer es besonders gut gemacht hatte und wem ein Fehler unterlaufen war.
Mitglieder aus der Gründerzeit
Die Freiwillige Feuerwehr hatte in den ersten 41 Jahren Ihres Bestehens
drei Vorstände: |
und drei Kommandanten: |
Bauer Johann (Oswald) |
Schöfmann Josef (Schuster) |
Schretter Anton (Kristl) |
Biller Johann |
Schröferl Josef (Tonimo) |
Suttner Michel |
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von den Mitgliedern sind gestorben: |
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Allgäuer Xaver |
Kögli Simon (Döller Lenz) |
Sonner Sebastian sen. (Falter |
Schöfmann Josef (Schuster) |
Resenberger Michel (Baur) |
Pössenbacher Josef (Schnaiter) |
Schärfl Josef |
Zack Jakob (Stutz) |
Krinner Andreas (Jodl) |
Seybold Leonhard (Schröferl) |
Heinritzi Johann (Wagner) |
Willibald Johann |
Daser Johann sen. (Jell) |
Schlosser Josef (Gärtner) |
Rieger Johann |
Eberl Michel sen. |
Kölbl Anton |
Lechner Georg sen. (Matheisler) |
Krinner Benedikt (Laichmann) |
Brandhofer Johann sen. (Simmer) |
Simmeth Christian |
Meitinger Josef |
Baur Josef |
Schöffl Otto |
Mittermaier Josef |
Reiter Alois |
Abenthum Anton |
Socher Jakob |
Glasl Ludwig jun. |
Schrassl Jakob (Schaffler) |
Lautenbacher Michel von Ort. (Erhard) |
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Kommandanten und Ehrenmitglieder von früher bis heute
Kommandanten der FF Kochel am See |
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1894 - 1910 |
Schöffmann Josef † |
1910 - 1922 |
Biller Johann † |
1922 - 1942 |
Suttner Michel † |
1942 - 1945 |
Schöfmann Josef † |
1945 - 1947 |
Biller Josef † |
1947 - 1960 |
Demleitner Johann † |
1960 - 1978 |
Lanzel Johann † |
1978 - 1995 |
Lorenz Erich † |
1995 - 1999 |
Röckenschuß Anton † |
1999 - 2011 |
Dümpelmann Michael |
2011 - |
Resenberger Hubert |
Ehrenkommandanten |
Ehrenmitglieder |
Johann Biller † |
Pfarrer Hartmann † |
Johann Demleitner † |
Simon Doll † |
Johann Lanzel † |
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Erich Lorenz †
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Kochel gehört wohl zu den seltenen Gemeinden, in der drei Feuerwehrkommandanten die höchste Auszeichnung bekamen, das Steckkreuz zum Feuerwehrehrenzeichen und zwar Hans Demleitner, Alfons Engelbrecht von Walchensee und Kreisbrandinspektor Hans Lanzel.
Die Gerätehäuser der FF Kochel a. See von 1894 bis heute
Im Gründungsjahr 1894 wurde nach der Anschaffung einer Handspritze ein Feuerwehrhaus gebaut. Standort war an der Gabelung Kalmbachstraße und Am
Oberried. Es war ein kleines Häuschen mit einem Garagentor. Im Jahre 1925 errichtete die Gemeinde Kochel a. See an der selben Stelle ein neues Gerätehaus, welches nun zwei Ausfahrten hatte. Über
der Fahrzeughalle befand sich eine Turnhalle und seitlich eine Wohnung für den Gerätewart. Als 1926 die Feuerwehr eine Motorspritze mit Anhänger vom Bayernwerke geschenkt bekam und Ende der
dreißiger Jahre ein TLF 15 in Dienst gestellt wurde, waren die Ausfahrten schon belegt. 1957 kaufte die Gemeinde ein TLF 16. Im Laufe der Jahre wurde aus der Feuerwehr eine Stützpunktfeuerwehr,
und somit vermehrte sich auch der Fuhrpark der Wehr. Es kamen noch hinzu ein LF 8, ein Mannschaftstransportwagen Borgward, eine Drehleiter DL 25, ein K-Boot, ein Rüstwagen, ein Pulveranhänger und
ein selbst ausgebauter Anhänger für das Heuwehrgerät. Im Gerätehaus waren drei Fahrzeuge untergebracht und der Rest stand in der alten Kegelbahn am See, in den Garagen. Viele Anwohner schüttelten
damals nur den Kopf, wenn ein größerer Alarm war und man fast sämtliche Gerätschaften brauchte. Denn man mußte ja durch das ganze Dorf zum See, vom See wieder zurück zum Feuerwehrhaus um die
Mannschaft aufzunehmen und dann zum Einsatzort eilen. Die Verwirrung war komplett. Auch die Sicherheit im Feuerwehrhaus für die Mannschaft war sehr gefährdet, weil kein Platz mehr zur Verfügung
stand, um in die Einsatzkleidung zu schlüpfen. Der damalige Kommandant Johann Lanzel bemängelte diesen Zustand sehr oft bei der Gemeinde. Die nächste Alternative kam dann ins Gespräch, als die
Bahnlinie München-Kochel stillgelegt werden sollte. Das Bahnhofsgebäude sollte jetzt die Unterkunft der Feuerwehr werden. Dies scheiterte, weil die Bahn immer noch in Betrieb ist und dies sogar
stündlich. Im Jahre 1982 plante die Gemeinde ein Feuerwehrhaus am Friedzaunweg, unterhalb des Bahnhofs, zu errichten. Nach Kauf des Grundstücks konnte die Feuerwehr in der Jahreshauptversammlung
1984 ein Modell des neuen Hauses vorzeigen. Geplant wurde das Gebäude von den Architekten Holzer und Hoiß aus Kochel a. See. Ende 1984 war Baubeginn und im Mai 1986 fand eine große
Einweihungsfeier statt. Nun stehen der Feuerwehr fünf Ausfahrten zur Verfügung. Eine Waschhalle, Stellplätze für die verschiedenen Anhänger, eine Werkstatt, zwei Lagerräume, eine
Bekleidungskammer, eine Funkwerkstatt, eine komplette Schlauchpflegestelle mit Turm, eine Atemschutzwerkstatt, ein großer Lehrsaal und ein Aufenthaltsraum. Zwei Wohnungen wurden auch mit
eingebaut.
Mit diesem Feuerwehrhaus ging der lang ersehnte Wunsch einer optimalen Unterbringung in Erfüllung. Damalige Kosten des Neubaues 2,4 Millionen DM.
Leistungsprüfung
Die Leistungsprüfung "Die Gruppe im
Löscheinsatz" gemäß FwDV 4 wird in Kochel a. See regelmäßig durchgeführt. Im Landkreis Bad Tölz/Wolfratshausen haben im Jahr 1993 bereits 90,2 % der Feuerwehrleute diese Prüfung abgelegt, Kochel
steht mit 93 % über dem Durchschnitt. Alle 2 Jahre machen sich die Ausbilder an die Arbeit, um 4-5 Gruppen erfolgreich an der Prüfung teilnehmen zu lassen. Die erste Leistungsprüfung Stufe III/2
im Altlandkreis Bad Tölz konnte unter Leitung des damaligen Kdt. Hans Lanzel im Jahre 1971 erfolgreich abgelegt werden. Ebenso wurde in Kochel a. See, unter den strengen Augen des
Ehrenkreisbrandrats Hans Fagner und Bürgermeister Siegi Zauner, im Jahre 1979 die erste Abnahme Stufe III/5 abgelegt.
Die Leistungsprüfung stellt einen Löscheinsatz dar, der von einer Gruppe durchgeführt wird, wobei gut koordinierte Einzelleistungen eine erfolgreiche Gesamtleistung ergeben, die sich aus Arbeit
und Zeit zusammensetzt.
Nachdem sich das Verhältnis Technische Hilfeleistungseinsätze/ Löscheinsätze (5/1) die letzten Jahre wesentlich geändert hat, haben sich ein paar Feuerwehrmänner des Landkreises Ebersberg
Gedanken gemacht und die Leistungsprüfung Technische Hilfeleistung entwickelt. Die letzten Jahre wurden benötigt, das Ganze reifen zu lassen und zu verbessern. Am 1. Oktober 1993 wurde die
Leistungsprüfung THL erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt (Vertretern der beiden Feuerwehr-Schulen, sowie interessiertem Fachpublikum aus ganz Bayern). Seit dem 1. Januar 1994 ist diese
Leistungsprüfung offiziell.
Der Feuerteufel von 1965
Im Juli 1965 ereignete sich in Kochel
eine unheilvolle Brandserie, welche die Gemeinde Kochel und Umgebung in Atem hielt. Den Anfang machte ein durch Blitzschlag verursachter Scheunenbrand, den Rest besorgten ein Pyromane und grober
Leichtsinn.
Parallel zu der Anzahl der versuchten bzw. erfolgreichen Brandstiftungen steigerte sich die Hysterie bei Einheimischen und Sommergästen. Ältere
Herrschaften, besonders Urlauber, fühlten sich durch die Vielzahl der Alarmierungen in die Zeit der Bombennächten des Zweiten Weltkrieges zurückversetzt. Viele reisten panikartig ab. Einheimische
schlossen sich zu Selbsthilfegruppen zusammen, um Leben und Eigentum zu schützen. Abwechselnd schoben sie, teilweise abenteuerlich bewaffnet, ihre Runden und es war für unbedarfte Mitbürger nicht
ratsam, sich abseits der belebten Wege allzu unvorsichtig zu bewegen (allerdings ist eine ernsthafte Schädigung einer Person nicht bekannt).
Die örtlichen freiwilligen Feuerwehrler hatten ihre persönliche Schutzausrüstung in dieser Zeit immer in greifbarer Nähe und erreichten zum Ende der Brandserie eine sagenhafte Fitness, die sich
scheinbar bis zum heutigen Zeitpunkt konserviert hat. Meßpunkt dafür ist die Zeit zwischen Alarmierung und Ausrücken (diese hat den Erzählungen zufolge bei einschlägig vorbelasteten Gästen des
öfteren zu ungläubigem Staunen geführt).
Dramatischer Schluß- und Höhepunkt der Brandserie war die Feuersbrunst im ehrwürdigen Hotel "Prinz-Ludwig". Die Vernichtung dieses historischen Fachwerkhaus mit nordöstlichem Erkerturm und der
überhöhten, kastanienbestandenen Terasse davor, bedeutete für das örtliche Erscheinungsbild einen herben Verlust.
Der für die Vernichtung der materiellen und ideellen Werte verantwortliche Täter konnte trotz einer personell starken Sonderkommission nicht
ermittelt werden.
Die Einsätze der Kochler Feuerwehr während der Zeit des Feuerteufels:
1. Freitag 16. Juli (0.45 Uhr)
Im Nebengebäude des Hotels "Schmied von Kochel" konnte ein Brand in den Ansätzen erfolgreich bekämpft werden. Kein größerer Schaden.
2. Montag 19. Juli (19.50 Uhr)
Ein von Kindern erbauter Bretterverschlag (Burg) im Wald, östlich am "Roten Berg" brennt. Der Brand konnte schnell eingedämmt werden. Kein größerer Schaden.
3. Dienstag 20. Juli (0.30 Uhr)
Beim oberhalb des alten Feuerwehrhauses gelegenen Landwirt Schröferl (Tonimo) an der Kalmbachstraße brennt die östlich ans Wohnhaus anschließende Tenne lichterloh. Die Kochler Wehr konnte unter
Einsatz aller Kräfte das Wohnhaus vollständig erhalten. Kein Schaden an Mensch und Tier, erheblicher Sachschaden. Es war die zweitgrößte Katastrophe der Serie.
4. Sonntag 25. Juli (20.40 Uhr)
Wieder heulen die Sirenen. Neben der Gaststätte "Jochberg" brennt die Werkstatt von Schuster Wielander. Der Dachstuhl brennt vollständig ab. Die teuren Maschinen und die gesamte Einrichtung
konnten gerettet werden. Die danebenliegende Weberei erlitt ebenfalls keinen Schaden. Es war die drittgrößte Katastrophe der Serie.
5. Montag 26, Juli (21.50 Uhr)
Fast erwartungsgemäß ist es wieder soweit, Feueralarm ! Im Gasthof "Waltraud" wurde versucht Feuer zu legen. Gewarnt durch die bisherigen Vorfälle und einen durch Gäste gemeldeten Brandgeruch
konnte der Wirt größeren Schaden verhindern. Er warf die im Speicher bereits glimmende
Matratze durch das östliche Giebelfenster in den Hof zwischen Gaststätte und Nebenhaus. Die schnelle Truppe der Feuerwehr brauchte nicht mehr eingreifen.
6 . Freitag 30. Juli (20.25 Uhr)
Es war früher Abend, als nach einer unerwarteten Pause wieder die Sirenen heulten. Am Kochler Abendhimmel steht ein schwarze Rauchsäule, der "Prinz-Ludwig" brennt. Sofort war klar, daß dies die
bisher größte Katastrophe sein würde. Als Primärmaßnahme mußten die östlich angebauten Geschäfte, die Metzgerei Pfleger und Bäckerei Drexler abgeschirrmt werden. Über die Dächer dieser Geschäfte
wurde als erstes der Löschangriff gegen den brennenden Dachstuhl vorgenommen. Desweitern wurde über das Treppenhaus und mit Leitern rund um das Gebäude von Außen vorgegangen. Unterstützt wurde
Kochel von den ebenfalls alarmierten Feuerwehren Ried, Schlehdorf, Benediktbeuern, Bichl, Walchensee und Bad Tölz. Nach kurzer Zeit schoß eine ungeheuere Feuergarbe in den Kochler Abendhimmel.
Nach ca. zwei Stunden war das Feuer unter Kontrolle. Der Schaden konnte auf das Hotel beschränkt werden. Der Dachstuhl, große Teile des 2. Stocks und der große Saal wurden völlig vernichtet.
Personen kamen trotz ausgebuchtem Hotel nicht zu Schaden. Der Sachschaden war erheblich. Auch am nächsten Tag mußten immer wieder Wände, Decken und Böden aufgerissen werden um an die Glutnester
zu kommen (der für den Bodenaufbau verwendete Torf war strohtrocken und glimmte munter weiter). In den Gasträumen stand das Wasser teilweise knöcheltief und es tropfte von den Decken. Der Anblick
war trostlos.
Und dieser Brand war Gott sei Dank der Letzte.
Waldbrand am Fahrenberg 1990
Am Freitag, den 05. Januar 1990
sollte das neue Tanklöschfahrzeug TLF 16/25 eingeweiht werden. Am Vormittag liefen die Vorbereitungen für das Fest auf vollen Touren. Am TLF waren schon die Girlanden angebracht und die
Fahrzeughalle festlich geschmückt. Als einige Feuerwehrler gerade zum Mittagessen nach Hause fahren wollten, heulten um 12.45 Uhr die Sirenen, mit nachfolgender Durchsage: "Waldbrand an der
Herzogstandbahn bei Stütze 4, bis 50 Meter zum Herzogstandhaus". Was war geschehen? Ein Jugendlicher hatte aus einem Sessel der Seilbahn einen Feuerwerkskörper geworfen, dieser
explodierte und setzte das trockene Lanengras sofort in Brand. Da die ganze Südseite des Fahrnberges aper war, fand das Feuer reichlich Nahrung.
Als erste war die Feuerwehr Walchensee an der Seilbahn und sofort fuhren einige Männer mit der Bahn hinauf, bewaffnet mit Feuerpatsche und Kübelspritze.
Die Feuerwehr Kochel traf um 13.07 Uhr am Einsatzort ein, erkundete und ließ dann um 13.09 Uhr nach Alarmstufe 3 (Großbrand) alarmieren. Inzwischen versuchte schon die Zentrale Wolfratshausen,
mit KBI Schöderle, Hubschrauber für diesen Ernstfall zu organisieren. Es standen aber nur die Polizeihubschrauber aus Neubiberg zur Verfügung, weil die großen CH53 aus Laubheim wegen dichten
Nebels nicht starten konnten. Die Wetterlage an diesem Tag war so, daß fast ganz Deutschland in eine dichte Nebelschicht gepackt war, aber am Walchensee strahlender Sonnenschein gegeben war. Nur
von Norden her war eine Schneefront in Anmarsch.
Das Feuer am Berg fraß sich blitzschnell nach oben und stellte eine große Gefahr für die Herzogstandhäuser dar. Auch rollten immer wieder verbrannte Baumstümpfe zu Tal, in einen Graben des Berges
und die Glut entfachte wieder neue Brandherde. Die Einsatzkräfte am Berg befanden sich immer in Lebensgefahr vom Feuer eingeschlossen zu werden. Sehr oft mußten sie das Gerät zurücklassen und
rannten um ihr Leben. Fünf Kameraden aus Krün konnte ein Hubschrauber gerade noch aus der Flammenhölle retten, bevor sie verbrannt wären. Es waren an diesem Tag 250 Feuerwehrleute und etwa 100
Kräfte der anderen Rettungsorganisationen im Einsatz. Zwei Hubschrauber der Polizei und ein Hubschrauber des Bundesgrenzschutzes warfen mit Außenlastbehältern Wasser auf die Brandstellen.
Verzweifelt versuchten die Männer dem Feuer Einhalt zu gebieten, aber es war fast vergebens. Am frühen Abend glaubte man, dem Feuer her geworden zu sein, aber um 21.00 Uhr loderte es wieder
gewaltig auf, so daß man nachalarmierte, um mehrere Tanklöschfahrzeuge zum Abschirmen der
Bundesstraße und der Talstation der Seilbahn hatte. Nach etwa einer halben Stunde konnten diese Kräfte zurückgeschickt werden, weil endlich der lang ersehnte Schneefall einsetzte und sofort
wurden die Flammen kleiner.
Am nächsten Morgen sah man das Ausmaß der Katastrophe. Fast der ganze Fahrenberg war abgebrannt. Alle neu gepflanzten Bäume, die zur Lawinenverringerung beitragen sollten waren verbrannt. Die
neuen Lawinenverbauungen waren ein Raub der Flammen geworden. Bäume und Latschenfelder waren verkohlt.
Am diesem Morgen konnten die Hubschrauber wieder nicht starten, da dichter Nebel die Sicht versperrte. Diese waren aber dringend notwendig, weil einige Stellen noch aufloderten und die Sonne den
Schnee wegfraß.
Erst am Sonntagmittag konnte mit den großen CH53 Hubschraubern massive Löscheinsätzte geflogen werden, die auch den entsprechenden Erfolg brachten.
In der Nacht ortete man mit einer Infrarotkamera die verbliebenen Glutnester am Berg und konnte diese dann am Tag gezielt löschen.
Die Feuerwehren rückten nach dem 5. Januar noch insgesamt viermal zum Fahrenberg aus, um einzelne Feuer zu löschen.
Dieser Brand am Fahrenberg war einer der größten Einsätze der Landkreisfeuerwehren nach dem 2. Weltkrieg. Gott sei Dank wurde keiner ernsthaft verletzt oder getötet, St. Florian hielt schützend
seine Hand darüber. Auch für die Feuerwehren und die anderen Organisationen zeigte dieser Einsatz die Grenzen und manche Verbesserungen für die Zukunft auf. Wegweisend auch die zukünftige
Bekämpfung des Feuers mit Hubschraubern und Außenlastbehältern.
Die Einweihung des Tanklöschfahrzeuges wurde auf später verschoben.
Brand der Herzogstandhäuser
Am 19. November 1990 wurde die Feuerwehr Kochel a. See zu einem Brand in der Küche des Herzogstandhauses um 23.23 Uhr alarmiert. Zu diesem Zeitpunkt ahnte noch keiner, daß dieser Einsatz eine der
hilflosesten Aktionen in der Feuerwehrgeschichte Kochels werden soll. Resultat der verschiedenen Umstände, die hier zusammen getroffen sind.
Der Hausmeister war allein auf dem Herzogstandhaus und hatte einen Kachelofen eingeheizt. Schon am Nachmittag soll angeblich Rauch an Kaminnähe des Ofens herausgequollen sein, weil irgend etwas
defekt war. Erst acht Stunden später alarmierte er die Feuerwehr. Als ca. zwei Minuten nach Alarmierung die ersten beiden Fahrzeuge der FFK ausrückten und
16 Minuten später an der Herzogstandbahn ankamen, mußte der Einsatzleiter feststellen, daß keine Sessel an der Seilbahn waren, weil diese gerade in Revision gegangen war.
So mußten sich die Feuerwehrler aus Walchensee und Kochel mit der Materialseilbahn begnügen, die eine Zeit von 20 Minuten hin und zurück brauchte und nur drei Mann ohne schweres Gerät
transportieren konnte. In einer Stunde gelangten also nur neun Mann zur Bergstation, wo sie noch etliche hundert Meter zur Einsatzstelle durch den Schnee stapfen mußten. Die ersten drei Kräfte
aus Walchensee versuchten mit Feuerlöschern den Brand zu bekämpfen, was aber bald aussichtslos war, denn es brannte bereits durch die Decke in den ersten Stock hindurch.
Hier kam der nächste Umstand zu tragen, daß fast keinerlei Wasser zum Löschen zur Verfügung stand, außer einem Gartenschlauch, der aber nur kurz zu gebrauchen war, weil der Anschluß in der Küche
durch das Feuer nicht mehr erreicht werden konnte.
So versuchten die Einsatzkräfte, das Feuer nur auf das Haupthaus zu begrenzen. Dies scheiterte aber an einem ausgebauten Verbindungsgang, durch den sich das Feuer in Windes- Eile fraß und auf das
Königshaus übergriff.
Versuche der Bergwacht Kochel mit dem Pinzgauer das Herzogstandhaus zu erreichen, wurden bald wegen der Schneehöhe aufgegeben. Auch an Unterstützung mit Hubschraubern war gedacht worden, aber
dies machte die Witterung und die Dunkelheit zu nichte. So mußten 30 Mann zuschauen, wie die Herzogstandhäuser in dieser Nacht bis auf die Grundmauern niederbrannten. So manche schöne Erinnerung
und ideelle Werte gingen hier in Rauch auf, weithin sichtbar im ganzen Oberland, mit einem riesigen Feuerschein.
Pfingsthochwasser 1999
Am 21. Mai 1999 begann für die Feuerwehr Kochel am See eine 5 Tage andauernde "Einsatzflut". Dies war durch die langanhaltenden Regelfälle noch
begünstigt worden.
Am Freitag den 21. Mai 1999 um 12:15 Uhr begann mit Einsatz-Nr. 12/99 an einem Wohnhaus am Lainbach der Einsatzmarathon. Dieser erste Einsatz wurde von einer Vielzahl kleinerer Einsätze in Kochel
und Ried gefolgt. Hier wurden z. B. Strßensperren errichtet, Dorfbäche umgeleitet und Viehbestand evakuiert. Am Samstag, den 22. Mai 1999 um 03:18 Uhr erreichte diese Einsatzserie Ihren
Höhepunkt. Die Wasserflut der Loisach bedrohte nun das Klärwerk in Kochel am See. Die Feuerwehr fing umgehend mit dem Sandsackfüllen an, und erhöhte die Dammkrone. Desweiteren wurden wir gegen
15:30 Uhr zu einer Personenbefreiung aus einem im Hochwasser liegen gebliebenen Fahrzeug gerufen. Kurz darauf wurde eine Sperrung der Schlehdorfer Straße angeordnet. Auch an diesem Samstag wurden
noch diverse Keller und Wohnungen vom eingedrungenen Wasser befreit. Ein weiterer Einsatzschwerpunkt war der ein in Altjoch ansässiger Elektronikbetrieb. Dieser Elektronikbetrieb wurde mit Hilfe
der Feuerwehr mit Erfolg gegen das Hochwasser verteidigt. Ebenfalls mit Erfolg und nach Verbau von 80.000 Sandsäcken konnte auch das Klärwerk vor dem Wassermassen gerettet werden.
Während dieser 5 Tage Dauereinsatz erbrachten rund 400 Einsatzkräfte verschiedener Rettungsorganisation
des
Landkreis Bad Tölz / Wolfratshausen ca. 5500 Stunden
.